1. Überlieferung
Editionen:
- Olearius, Scrinium (1671), 52–56.
- Olearius, Scrinium (1698), 52–56.
- Gerdes, Scrinium 324–327.
- WA.DB 9, XVI-XVII.
Literatur:
- Bauch, Einführung, 218–220.
- Barge, Karlstadt 1, 137, Anm. 12 u. 150, Anm. 57.
- WA.B 1, 298f.
- WA.DB 9, XVI-XVIII.
- Rüger, Karlstadt, 305f.
- Thümmel, Cranachs Wagen, 66 Anm. 2.
2. Inhalt und Entstehung
Karlstadt möchte Spalatins Anweisungen umsetzen, aber die Situation hinsichtlich des Hebräischlektors sei verworren. An der Gelehrsamkeit, Besonnenheit und am wissenschaftlichen Eifer des Kandidaten Bartholomäus Kaiser findet Karlstadt nach wie vor Gefallen; er wäre für die Universität eine gute Akquisition. Auch Johann Böschenstein habe ihn gelobt, würde ihn aber nun mit Schmähungen herabsetzen. Gegen Bezahlung habe Karlstadt sich von Böschenstein einige Psalmen übertragen lassen; der hätte wiederholt geklagt und den Wunsch geäußert, vom Kurfürsten eine Abreiseerlaubnis zu bekommen. Verstimmt durch Böschensteins ständige Klagen hatte Karlstadt ihm gesagt, von Dr. Christian [Beyer] erfahren zu haben, dass ein Anwärter auf die Hebräischdozentur zur öffentlichen Vorstellung da sei. Dadurch habe Karlstadt erreichen wollen, Böschenstein die kurfürstliche Bereitschaft, ihn ziehen zu lassen, einsichtiger zu machen und dessen Gejammer abzustellen; das habe gewirkt. Böschenstein habe in Frage kommende Gelehrte aufgezählt, unter ihnen auch Bartholomäus Kaiser hervorgehoben, sei aber der Meinung, dass der die Stelle nicht antreten werde, da er über ausreichend väterliches Vermögen verfüge. Böschensteins Einstellung habe sich geändert, und nun greife er Kaiser an. Nach Michaelis [29. September] sei Böschenstein bereit, wieder nach Wittenberg zu kommen; er behauptet, in Deutschland der Beste zu sein. Karlstadt ziehe aber einen mäßig gebildeten, jedoch treu lehrenden Kandidaten einem überaus gebildeten vor, der, was er weiß, verbirgt und es nur preisgibt, wenn er zahlungsfähige Zuhörer findet. Böschenstein behauptet, dass Philipp Melanchthon viel gelehrter sei als Kaiser. Wenn Melanchthon Hebräisch lehren wolle, wäre Karlstadt nicht dagegen. Böschenstein sage auch, dass die Leipziger Kaiser umwerben. Aber Kaiser wolle in Wittenberg Hebräisch lehren und Studien betreiben. Die verworrene Lage erschwere es Karlstadt, eine Entscheidung zu treffen; deshalb will er Spalatins briefliche Rückmeldung abwarten, bevor er seine an Kaiser abschickt. Wegen Verhinderung des sehr berühmten Malers [= Lucas Cranach d. Ä.] sei der Currus noch nicht in die Werkstatt eingegangen. Sobald er gedruckt ist, will ihn Karlstadt ebenso wie das Büchlein Von der Rechtfertigung des Sünders – das er noch nicht aus Leipzig erhalten hat – an Spalatin schicken. Vom Pedell habe Karlstadt erfahren, dass die Zuhörer – unter denen auch Leipziger waren – sich sehr nach Kaiser sehnten. Wenn ihn nicht die Wittenberger anstellten, würden ihn die Leipziger nehmen. Würde Karlstadt nicht Melanchthon [der Böschenstein schätzte] fürchten, wäre sein Rat, Kaiser auf der Stelle zu berufen und Böschenstein zu entlassen. Spalatin möge zurückschreiben.