Nr. 57
Andreas Karlstadt an das Kapitel des Wittenberger Allerheiligenstifts
[Wittenberg], 1517, 19. April

Text
Bearbeitet von Ulrich Bubenheimer und Martin Keßler
Buchsymbol70v
Dem Erwurdigen wurdign Hochge-
larten und Achtbarn herren Probest
Dechent und gemeinem Capitel
meynenn gunstigen herrenn
Buchsymbol69rMein frunthlich willig und bereitte dinst allezeit zuvor〈.〉 Erwirdige
wirdige Hochgelarte und Achtbaren gunstige liebe herrnn/

als
ira deß durchlauchtigisten hochgebornen fursten und herren
herrnn/ Friderich hertzogen zu Sachßen/ deß Heyligen Romischen
reichs Ertzmarschalgk/ und Churfurstn Landtgraven inn
Doringen/ und marggravenn zu Meysßenn/ meynes gnedigisten
herrnn/ schrift der pfhar halben zu Ulstedt entpfhangen/ und mir
vorgehalten/ habe ich/ zu sampt hochgenants meins g'nedigi'stenn
herrnn schrift auch insunderheit derwegen an mich gelanget/
mit allem weiter inhalt dinstlich vhleis vornomen/ und
nach dem/ dan die pfhar zu Orlamunde/ und der pfarrer von
wegen derselbigen pfarh undte andern iren zcinßen/ rendten/
fruchte/ und nutzung/ etzliche andere pfarren und geistliche
lehenn/ als ir zustendig fruchte und gerechtikeit/ szo die ledig
gewordenn zu presentiren hatt/ uber die zwey ader dreyhundert
jarh her/ und nun bemelte pfarre/ mit allen iren zugehorunge
und nutzung/ dar under dan auch die presentationes sein mit
begriffen/ durch anregung und vorfugung hochgenants meynß
gnedigistn herrnn meinem archidiaconat alhier zu Wittenberg
eingeleibt/ und incorporirt sein/ allein ausgeschlosßen/ Sovil
in bebstlichen bullen/ doruber ausgangen dem Vicario zu-
erhaltung der selesorge und gewonlicher gotlicher amptenn/
der selben pfharkirchen von solchen fruchten vorbhalten ist/
noch vormeldung berurter bullen/ Und mein vorfarer im
Archidiaconat derhalben auch eyne pfarre ßo bey ime vorledigt
presentirt/ der auch an einige einsage/ dorauf investirt
und eingeweist ist worden/ und ich also nach vormugen
bebstlicher bullen rechter/ und bedachter besitzunng/ alszo auch
meynes untzweivelligen trosten zu rechte/ so offt daß/ der falh
gibt zu gedachten pfarren und lehenn/ den eygenthumb unde
daß possessorium1 zu presentiren/ fur mich hab/ ist ewrn Erwurden Buchsymbol69v
und achtbarkeit gebeten/ mich bey meinem genedigisten hernn dem
Churf'ursten'/ unterdeniglichen zuvorbieten/ daß sein Churf'urstlich' g'nad' mich
bey erstem standt/ daß wil ich gemeynt haben/ nach dem
die pfarre meinem archidiaconat/ mit aller irer gerechtikeit
nach ausweisung bebstlicher bullen/ ist incorporirt gewesen/
gnediglichen wollen bleyben lasszenn/ und bedenken wie ich
auf trostlich forderung bey seiner Churf'urstlichen' g'naden' zuerlangen mich
alhie in seiner Churf'urstlichen' g'naden'stadt und universitet habe nyder-
gesetzt und magister Licentiat und doctor der Heylign schrift
mit darlegung2 meyneß veterlichen erbs/ auch alhie gewordenn
dorauf von seiner Churf'urstlichen' g'naden'/ die gnade erlangt das ich
zu dem Archidiaconat und prebenden presentirt und
providirt bin worden des ich mich dan bey sein Churfurstlichen -
gnadenn vil demutiglichen bedancken und nochmalß unter-
deniglich zuvordynen erbotenn/ mich auch vortrost habe/ sein -
Churfurstlich gnad werden mich bey solchem Archidiaconat und aller
gerechtikeit so darzu und eingehorenn gnediglichen schutzen
handthabenn und in dem stande/ alß die mein vorfarh gehabt
bleyben lasßen/ Wan ab ich gleich nicht pfarrer zu
Orlamunde genandt were/ habe ich doch aus gedachter ein-
leybung alle der pfarren und deß pfarres gerechtikeitenn
fruchten und eynkommen/ allein ausgeschlossen wie berurt
des vicarien vorsehung/ und dieweil dan solch presentationes
ein zustendige gerechtikeit gnanter pfar sein/ wil ich
mich zu Ewern Erwurden und Acht'barkeit' vorsehenn ir werdet
die bey der pfar auch bleiben laßenn und sie dovon
nit bringen/ nach3 die an euch durch eine statuarium zcihenb
und usurpirenn/ als ein fremdes guth und gerechtikeit
das auch solchs ewer/ wyec mein gemuth nie geweßen
anderß/ dan ßovil recht ist/ dorumb ich auch so eß
in einen tzweivell solt vallenn recht allewegen leyden Buchsymbol70r
kan und wil/ Bittende mich auf solch mein zcymlich
rechtbodt nochmals bey meynem gnedigisten herrenn
zuvorbiettenn/ und daß ir euch meiner gerechtikeit nit
wollet undertzihenn/ das wil ich mich zu hochgenantem
meinem gnedigistem herren unterdeiniglichn vortrosten/
und umb E'wer' Erwurdenn und Acht'barkeit' frunthlich geschickt
sein zuvordynenn〈.〉 Dat'um' Sontags quasimodogeniti Anno etc xvii〈.〉


Ewer Erwurd'en' und Acht'barkei't Williger

Andres Carolstadt
Doctor Archidiaconn

afolgt gestrichen mir
bhinzugefügt
cLesung unsicher, da unklare Korrektur in den letzten beiden Buchstaben

1das zum Besitz (der Pfarre) Gehörige.
2Aufwand; Götze, Glossar, 47.
3noch.

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