2. Inhalt und Entstehung
Spalatin hat von Karlstadt den Namen der Unterkunft Huttens[in Rom] erfahren wollen. Karlstadt erklärt ihm, dass Briefübergaben [in Rom] nicht mittels Wohnadressen, sondern über die Öffentlichmachung der Adressatennamen auf Listen in dem als »Bancho« bekannten Ort ablaufen. Bei Karlstadts Abreise [aus Rom] wohnte Hutten in einer »Zur Glocke« genannten Herberge. Karlstadt möchte mit Spalatin einiges geheim besprechen und ihn um Rat bitten. Um von Spalatins Erfahrungsreichtum zu profitieren, will er ihn im bevorstehenden Vesperamt oder auch noch am nächsten Tag während der Leib-Christi-Messe aufsuchen.
Spalatins Anfrage zur Unterkunft des Ulrich von Hutten2 in Rom und Karlstadts Erklärungen zur dortigen Briefübermittlungspraxis3 lassen vermuten, dass Karlstadt Hutten einen Brief zukommen lassen wollte (vgl. KGK 036). Der Inhalt des weder Orts- noch Jahresangabe enthaltenen Briefes passt in den Kontext von Spalatins und Karlstadts Bemühungen zugunsten Reuchlins nach Karlstadts Rückkehr aus Rom.4 Die Datierung auf den Brigittentag (23. Juli, im Jahr 1516) rückt ihn in unmittelbare Nähe zum Brief vom 21. Juli 1516. Die kurze Zeitspanne zwischen beiden Briefen lässt auf räumliche Nähe zwischen Karlstadt und Spalatin schließen. Auch das am Schluss des Briefes kurzfristig geplante Treffen mit Spalatin setzt die Anwesenheit beider am selben Ort voraus. Dadurch würde sich auch die fehlende Orts- und Jahresangabe im Schreiben erklären. Bis Ende August/Anfang September 1516 hielt sich Spalatin nachweislich in Wittenberg auf.5