Nr. 10
Christoph Scheurl an Andreas Karlstadt
Nürnberg, 1512, 10. Mai

Einleitung
Bearbeitet von Martin Keßler

1. Überlieferung

Handschrift:

Familienarchiv Scheurl, Fischbach bei Nürnberg, Cod. 306, fol. 107v–108v

Abschrift, nicht von Scheurls Hand.

Edition:

Regest:

2. Inhalt und Entstehung

Der Brief antwortet auf ein verschollenes Schreiben von Karlstadt (KGK 009), das Scheurl nach seiner Rückkehr nach Nürnberg am 3. April 15121 oder später las. In dem Bezugsbrief entschuldigte sich Karlstadt für sein Fehlen bei Scheurls Wittenberger Abschiedsessen vom 23. März 15122. Scheurl deutet seinerseits an, den Grund seiner verzögerten Lektüre nicht mehr exakt bestimmen zu können, hält aber Abschiedsschmerz für ebenso möglich wie geschäftliche Beanspruchungen (»nescio an dolore an occupacionibus impeditus«). Im Ganzen reagiert Scheurl auf seinen Abschied und den Wechsel nach Nürnberg. Er schildert die herzliche Anteilnahme von Otto Beckmann, der ihn bei der nächtlichen Abreise aus Wittenberg unter Tränen bis zum Stadttor begleitet habe. Gleiches habe er tagsüber in Leipzig mit Richard Sbrulius erlebt. Für die künftige Zeit der geographischen Trennung regt Scheurl einen fortgesetzten Briefwechsel an. Sein eigenes Schreiben deutet er als Ausweis dieses Vorsatzes. Zugleich verweist er auf Neuigkeiten, die er Otto Beckmann mitgeteilt habe.3 Beckmann solle eine Abschrift davon anfertigen, die Karlstadt an Spalatin weiterleiten möge. In zeitgleichen Briefen an Christian Beyer und Lorenz Schlamau regte Scheurl auch deren Einsichtnahme in das Schreiben an Beckmann an.4 Schlamau wiederum wurde aufgefordert, die an Beckmann gerichteten Neuigkeiten u. a. Johannes Doltz, Wenzeslaus Linck und Ulrich von Dinstedt zugänglich zu machen.5 An Spalatin selbst schrieb Scheurl ebenfalls am 10. Mai.6 Auch dessen letztes Schreiben las er erst nach dem Aufbruch aus Wittenberg. Als Grund benannte er in einer dem Brief an Karlstadt vergleichbaren Konstruktion, aber in anderer inhaltlicher Akzentuierung: »dubium moerore an Baccho impeditus«7.


3Es handelt sich um Scheurls Schreiben an Beckmann vom 26. April 1512, im Regest bei Bauch, Scheurl, 425 Nr. 59f.DigitalisatLinksymbol. Erstmals hergestellt hat diesen Bezug Bubenheimer, Consonantia, 289 Anm. 6.
4Scheurl an Beyer, 10. Mai 1512, und Scheurl an Schlamau, in Regesten bei Bauch, Scheurl, 426 Nr. 59c u. 59dDigitalisatLinksymbol. S. hierfür ebenfalls bereits Bubenheimer, Consonantia, 289 Anm. 6.
5Für die grundlegende Zusammenstellung und Auflösung s. Bauch, Scheurl, 426 Nr. 59cDigitalisatLinksymbol; die Identifizierung von »Wenceslaus« ist eine Vermutung von Bauch. Weiter aufgeführt wird ein nicht näher benannter »Gregorius«. Soweit nicht an Gregor Brück zu denken ist, dürfte es sich um den »Neffen Gregorius« handeln, den Scheurl durch Schlamau am 18. Oktober 1512 grüßen lässt; im Regest Bauch, Scheurl, 430 Nr. 63cDigitalisatLinksymbol.
6Im Regest bei Bauch, Scheurl, 426 Nr. 59bDigitalisatLinksymbol. Für diese Konstruktion s. zuvor schon Bubenheimer, Consonantia, 289 Anm. 7.
7Bauch, Scheurl, 426 Nr. 59b.

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